Letzten Sonntag verkündigte Amin al-Nasser, Präsident des weltgrößten Ölkonzerns Saudi Aramco, seine Intention den Konzern an die Börse zu bringen. Aktuell ist das Unternehmen noch komplett im staatlichen Besitz des Königreichs Saudi-Arabien und macht etwa 60 Prozent der Regierungseinnahmen aus.

„Vision 2030“

Kronprinz Mohammed bin Salman kündigte bereits 2016 den Börsengang von Aramco an, um mit den Einnahmen seine „Vision 2030“ zu verwirklichen. Die Vision sieht unter anderem vor, die saudi-arabische Wirtschaft umzustrukturieren, welche aktuell stark von der Ölproduktion abhängt. Im Rahmen dieser Vision wurde Ende September 2019 auch ein Tourismus-Visum eingeführt.

Zwei Billionen Dollar Bewertung

An der Börse soll ein Anteil von 5 Prozent zu einem Preis von 100 Milliarden Dollar (etwa 90 Milliarden Euro) verkauft werden. Damit hätte Aramco eine Gesamtbewertung von zwei Billionen Dollar. Die Aktie soll vorerst ab dem 11. Dezember an der saudi-arabischen Börse in Tadawul angeboten werden, bevor auch ausländische Investoren sie kaufen können. Gemessen an Fördermengen produziert Aramco pro Tag 13.600.000 Fässer, was mehr ist als die Produktion von ExxonMobil, BP und Royal Dutch Shell zusammen. Dennoch sehen Experten die Bewertung eher kritisch. Denn der Wert von Unternehmen wie Apple, Microsoft und Amazon schwenkt um die magische Marke von einer Billionen US-Dollar. Dr. Mamdouh Salameh, internationaler Öl-Ökonom, äußert sich wie folgt:

„Es gibt Zurückhaltung bei den möglichen Aramco-Investoren. Sie sagen: ‚Bis wir keine unabhängige und internationale Prüfung der saudi-arabischen Reserven vorliegen haben, werden wir die erhofften Summen nicht investieren’“.

Außerdem könnten sich die Angriffe vom 14. September 2019, die zwei Ölanlagen Saudi Aramcos zum Ziel hatten, auf die Bewertung auswirken. Neben erheblichen Sachschäden wurde die Erdölproduktion zeitweise signifikant gemindert.

Opec senkt mittelfristige Prognose für die Ölnachfrage

Was den Ölmarkt anbelangt, hat die Opec angekündigt, die Produktion von 35 Millionen Barrel pro Tag auf 32,8 Millionen zurückzufahren. Als Grund wird der Förderungsanstieg von US-amerikanischem Schieferöl genannt. Die USA, die nicht zur Opec gehören, haben durch neue Frackingverfahren große Ölvorkommen erschlossen, was zu einem gut versorgten Ölmarkt führt. Eine gute Vorsorge wiederrum bedeutet ein hohes Angebot, also eine entspannte Preislage. Die Schätzung der Opec für die globale Ölnachfrage 2040 liegt bei 110.6 Millionen Barrel pro Tag. Was die Ölnachfrage betrifft, wird der Anteil an Elektrofahrzeugen bis 2040 von der Opec auf 13 Prozent geschätzt. Das größte Wachstum wird aber weiterhin für herkömmliche Fahrzeuge prognostiziert.

 

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Redaktion: NewFinance Mediengesellschaft mbH